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Das hat Mainz noch nicht gesehen
“Die besten Ideen kommen nicht von Leuten mit Krawatten”, singt der blondgelockte hagere Olli Bohnert. Der Sänger der Band “Gruenschnabel” aus Bad Salzungen steht mit rotem Stirnband und in zerfetzten Hosen auf der Deck3-Bühne im Mainzer Staatstheater und beweist: Er hat gute Ideen und liefert mit seinen beiden Kollegen ein Konzert ab, das an leisen und lauten Höhepunkten kaum zu überbieten war. Die drei zauberten ausgefeilte Songs mit schwierigen Arrangements auf die Bühne, als sei das kein Kunststück. “Schön, dass die nicht so ein glattes Zeug spielen, sondern sich und uns auch mal vertrackte Nummern zutrauen”, munkelte man im Publikum. Die gute Laune der Band transportierte sich trotzdem auf die Zuhörer.
Anspruch und Stimmung war hier kein Widerspruch und Begeisterung machte sich breit. Da hatten die freudig erwarteten “AnnenMayKantereit” aus Köln noch nicht einmal gespielt. Die drei Jungs aus Köln nahmen die von “Gruenschnabel” vorbereitete Atmosphäre auf und lenkten das Publikum bis hin zum kollektiven Tanz. Es war ein einfaches Konzept: Gitarre, Drums, Gesang – dazu hin und wieder Solo-Einlagen an Melodica oder Mundharmonika. Doch der Ton machte auch an diesem Freitagabend die Musik. Denn die drei jungen Straßenmusiker bewiesen sich als Vollprofis.
“Das ist unser erstes Konzert in Mainz”, berichtet der 21 Jahre alte Sänger Henning May und freut sich über die positive Resonanz. Schlicht und ergreifend außergewöhnlich ist seine rauchige Stimme, die -wenn man die Augen schließt- Gedanken an die Ikonen der schwarzen Soulmusik hervorruft. Doch seine Begleiter Christopher Annen an der Gitarre und Severin Kantereit an den Drums standen Henning in nichts nach. Von bitteren deutschen Liebesliedern bis hin zum Dschungelbuch-Song des Affenkönigs “King Louie” konnten “AnnenMayKantereit” alles spielen, die Stimmung steigerte sich stetig. Bei der zweiten Zugabe tanzte ausnahmslos jeder im Raum.
Das “Kassettendeck” ist eine Konzertreihe, welche die Musikmaschine in Kooperation mit dem Mainzer Staatstheater und dem AStA Kulturreferat präsentiert. Einmal im Monat spielen Bands aus Mainz und dem Rest der Welt auf Deck3 im Staatstheater. Im Schatten des Doms darf getanzt, gesungen und mit dem Kopf genickt werden – und zum audioaktiven Vorglühen steht vor jedem Konzert eine Oper oder ein Sinfoniekonzert auf dem Spielplan. Ernste trifft unterhaltende Musik und beide feiern Hand in Hand.
Beim nächsten Termin am 22. November 2013 haben wir “Big Skies” aus London / Berlin und “Ghost Of A Chance” aus Mainz zu Gast.
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